Biographie (2)
Nachkriegszeit und Florenz
Nach Ende des Krieges nahm Detlev von Hadeln seine Forschungen wieder auf und liess sich endgültig in Italien nieder. Zunächst in Venedig, dann in Florenz, Via del Pergolino 1 in Careggi. Er reiste sehr viel und besuchte Sammlungen italienischer Kunst, vor allem in den Museen in Wien, Paris, München besonders London. Dort lernte er Harry Hudson kennen, der 1907 in einer kinderreichen und ärmlichen Familie in West Hartlepool (Cleveland, GB) geboren wurde und 1923 mit 17 Jahren in H.M. Household Cavalry eingetreten war. Sie schlossen Freundschaft, und am 14. November 1929 adoptierte er Harry in Berlin als seinen Sohn. (Sie stiegen damals im Hotel Esplanade ab, von dem allein der Empfangssaal den 2. Weltkrieg überstanden hat.)
Nach seiner Adoption war Harry eine zeitlang bei dem General Heinrich von Hadeln, dann in Berlin, wo er vor allem auch der Bildhauerin Renée Sintenis als Modell diente. Aber der deutsche Militarismus zwischen den Kriegen missfiel ihm, und er kehrte bald nach Florenz zurück. Ulrich Middeldorf erinnerte sich an einen seiner Besuche in der Villa in Careggi, als Harry unter dem beobachtenden Blick seines Vaters mit der Restaurierung alter Gemälde beschäftigt war. Detlev von Hadeln pflegte regelmässigen Kontakt mit Schriftstellern und Künstlern, u.a. Joseph Conrad und dem Jugendstil-Illustrator Marcus Behmer, der ihm zahlreiche Tafeln widmete.
Das Werk
Am 19. April 1935 starb Detlev von Hadeln an einem Herzschlag vor der Eingangstür seines Hauses. Sein Leben lang hat er viel über die venezianischen Meister geforscht und veröffentlicht: Tintoretto (1922), Tizian (1924 und 1927), Tiepolo (1928) und Canaletto (1930). Er verfasste zahlreiche Aufsätze für Kunstzeitschriften - vor allem für das Burlington Magazine - und kurz vor seinem Tode arbeitete er an einem Kompendium zu Veronese. Er hatte schon eine umfangreiche Darstellung im Jahrbuch in Berlin geschrieben, als er dort noch tätig war, wie zahlreiche Randbemerkungen auf dem Manuskript belegen. Sein Sohn Harry hatte mehrmals vergeblich versucht, das wie durch ein Wunder nach dem Krieg wiedergefundene Manuskript zu veröffentlichen.

Schliesslich gab Moritz de Hadeln 1978 dem früheren Schüler von Detlev von Hadeln, Prof. Ulrich Middeldorf und dem Kunsthistorischen Institut seine Einwilligung, das Manuskript
zu veröffentlichen, mehr als 40 Jahre nach dem Tod von Detlev von Hadeln. Die Ausgabe wurde von Gunter Schweikhart besorgt.

Detlev von Hadeln besass ein bemerkenswertes kritisches Urteilsvermögen, er formulierte in einem klaren und einfachen Stil und kannte vor allem eingehend die europäischen Sammlungen von Bildern und Zeichnungen. Er hat die Literatur zur italienischen Kunst um wesentliche Beiträge bereichert. Als sein Sohn Harry nach dem Krieg das Haus verkaufen musste, wurden auch ein Teil seiner Texte, Bücher zur Kunstgeschichte und Kataloge sowie etwa 2500 Fotografien von Bildern venezianischer und anderer italienischer Künstler im Jahr 1947 verkauft (Sotheby London. No. 588 bis 752).Sie vermitteln einen Überblick über seine verschiedensten Interessengebiete (Bornius, 1935; Middeldorf, 1966). Seine Familie konnte jedoch das Wesentliche seiner Bibliothek erhalten. Ein Teil davon wurde später dem Kunsthistorischen Institut in Florenz überlassen.
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Bibliographie
● Die wichtigsten Darstellungsformen des H. Sebastian in der italienischen Malerei bis zum Ausgang des Quattrocento, mit 7 Lichtdrucktafeln, Heitz & Mündel, Straßburg 1906
● « Bilder Romaninos und Bachiaccas und ihre Beziehung zu Dürer », Jahrbuch der Königlich Preußischen Kunstsammlung, Berlin 1908
● « Die Porträtausstellung des Kaiser Friedrich Museens Verein », Zeitschrift für Kunstgeschichte, Berlin 1908-1909
● « Zum Datum der Bella Tizians », Repertorium für Kunstwissenschaft, Bd.32, pp.69-71, Berlin 1909
● « Venezianische Bilder auf der Ausstellung in Capodistria », Kunstchronik, Leipzig 1910
● « Tizians Bildnis der Laura de' Dianti in Modena », Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, München 1911
● « Catena, Vincenzo di Biagio », Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler. 6, p.183, Leipzig, 1912
● « Über Bilder des Francesco Pagani », Zeitschrift für bildende Kunst, Leipzig 1913
● « Eine Zeichnung des Parrasio Micheli », Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen, Berlin 1913
● « Über Zeichnungen der früheren Zeit Tizians », Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen, Berlin 1913
● Carlo Ridolfi: Le maraviglie dell'arte ovvero le vite degli illustri pittori veneti e dello stato, Parte Prima/ Band 1, G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1914
● « Veronese und Zelotti », Jahrbuch der Königlich Preußischen Kunstsammlungen, Band xxxv, Heft 2-3, Berlin 1914
● Das Museum Au Pauvre Diable zu Maubeuge, Im Auftrage eines Armee-Oberkommando, Verlag von Julius Hoffmann, Stuttgart 1917
● « Die Vorgeschichte von Tintorettos Paradies im Dogenpalast », Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen, Berlin 1919
● « Über einige Bildnisse von Tintoretto », Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen, Berlin 1920
● « Eine Zeichnung Tizians », Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen, Berlin 1922
● Zeichnungen des Giacomo Tintoretto, mit 72 Lichdrucktafeln, Paul Cassirer, Berlin 1922
● « Some Early Works by Tintoretto -I », The Burlington Magazine, Vol.XLI, London november 1922
● « Early Works by Tintoretto -II », The Burlington Magazine, p. 288, Vol.XLI, London december 1922
● Carlo Ridolfi: Le maraviglie dell'arte ovvero le vite degli illustri pittori veneti e dello stato, Seconda Parte/ Band 2, G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1924
● Zeichnungen des Tizian, mit 44 Lichtdruck-Taf., Paul Cassirer, Berlin 1924
● « Some Little-known Works by Titian », The Burlington Magazine, Vol. 45, no. 259, p. 179, London october 1924

● « Two Portraits by Paolo Veronese », The Burlington Magazine, Vol. XLV, p.209-210, London 1924
● Venezianische Zeichnungen der Hochrenaissance, mit 65 Lichtdruck-Tafeln, Paul Cassirer, Berlin 1925
● Venezianische Zeichnungen des Quattrocento, mit 91 Lichtdruck-Tafeln, Paul Cassiser, Berlin 1925
● « A Ferrarese Drawing for a Venetian Woodcut », The Burlington Magazine, Vol.48,  p.301, London october 1926
● Venezianische Zeichnungen der Spätrenaissance, Paul Cassirer, Berlin 1926
● « Still Life with Golden Bream », The Burlington Magazine, 1926
● « An other version of the Danaë by Titian », The Berlington Magazine, pp.78-83, London february 1926
● Handzeichnungen von G. B. Tiepolo – Erster Band, mit 90 Tafeln in Lichtdruck, Pantheon Casa Editrice, Firenze und Kurt Wolff Verlag, München 1927
● Handzeichnungen von G. B. Tiepolo – Zweiter Band, mit 110 Tafeln in Lichtdruck, Pantheon Casa Editrice, Firenze und Kurt Wolff Verlag, München 1927
● Titian's Drawings, Printed under the direction of the Casa Editrice Pantheon by Macmillan and Co., Ltd, London 1927
● « Two Portraits by Giovanni Bellini », The Burlington Magazine, Vol.1, p.23, London 1927
● « Pictures left by Veronese in his Studio », The Burlington Magazine, No 304, Vol.Iiii, London july 1928
● « Jacopo Molino », The Burlington Magazine, pp.226-231, London 1928
● The drawings of Antonio Canal called Canaletto, Translated by Dodgson Campbell, Duckworth 1929
● Die Zeichnungen von Antonio Canal, genannt Canaletto, mit 72 Tafeln, Verlag von Anton Schroll & Co, Wien 1930
● « Tizians Venus mit dem Lautenspieler », Pantheon 10, pp.273-275, München 1932
● Meisterzeichnungen aus der Sammlung Franz Koenigs-Haarlem : Venezianische Meister, mit 2 Abb.; 21 Taf., Prestel-Verl., Frankfurt a. M 1933
● The drawings of G.B.Tiepolo, Reprint of the 1928 edition, Hacker Art Books, New York 1970
● Paolo Veronese, Aus dem Nachlass der Verfassers, mit zahlr. s/w. Abb., Kunsthistorisches Institut, Florenz 1978

● Middeldorf, Ulrich: « Hadeln, Detlev Moritz Georg Heinrich Wilhelm Frhr. v., Kunsthistoriker », Neue deutsche Biographie, pp.416-417, Berlin 1966
● Cabezas, Hérvé « Detlev von Hadeln, un historien d'art en uniforme » in Saint-Quentin-Maubeuge, 1917 – Les pastels dans la guerre,  pp.13-14, Musée Antoine-Lécuyer, Saint-Quentin 2007
● Kott, Christina« 'Rompre la monotonie des galeries de peinture', Detlev von Hadeln et la 'présentation mixte' » & « Detlev von Hadeln et le Kunstschutz » in Saint-Quentin-Maubeuge, 1917 – Les pastels dans la guerre, pp. 34-36 & pp.36-39, Musée Antoine-Lécuyer, Saint-Quentin 2007

Dieser Entwurf einer Biographie verdankt viel Ulrich Middeldorf, der 1966 eine kurze Biographie verfasste, dem Direktor des Museums Antoine-Lécuyer in Saint-Quentin, Hervé Cabezas sowie den bemerkenswerten Texten von Christina Kott anlässlich der Ausstellung im Jahre 2007 “Saint Quentin - Maubeuge, 1917: die Pastelle im Krieg.” Ein besonderer Dank gilt auch Renate Freifrau von Hadeln in München für ihre wertvolle Hilfe.
(1) Harry Hudson um 1923 in H.M. Household Cavalry - (2) Harry von Hadeln-Hudson 1940 - (3) Militärausweis von Harry de Hadeln 1944
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Detlev Freiherr von Hadeln (1878-1935)
Kunsthistoriker
Dank