Detlev Freiherr von Hadeln (1878-1935)
Kunsthistoriker
Der Kunsthistoriker Detlev Freiherr von Hadeln (Arolsen 1878 - Florenz 1935) hat einen wesentlichen Beitrag zur Kenntnis der venezianischen Malerei der Renaissance geleistet. Seine Werke, vor allem über Tintoretto, Tizian, Tiepolo, Veronese und Canaletto waren wegweisend und dienen noch heute als Referenz. Während des 1. Weltkrieges, keineswegs von Eroberungsgeist animiert, veranlasste er die Rettung der Pastelle von Saint-Quentin und interessierte sich für die ländliche Architektur des besetzten Nordfrankreich. Er war sehr gebildet, pflegte die Verbindung zu zeitgenössischen Schriftstellern und korrespondierte regelmässig mit zahlreichen Kunstzeitschriften. Er ist der Grossvater von Moritz de Hadeln.
Detlev Freiherr von Hadeln wurde am 26. Mai 1878 in Arolsen im Fürstentum Waldeck (Hessen) geboren. Sein Vater war Präsident der Finanzkammer. Sein Grossvater war Divisionsgeneral, sein Grossvater mütterlicherseits
General der Kavallerie, ein Onkel Vizeadmiral und ein älterer Bruder (1871-1940) Divisionsgeneral. Seine Schwester Marie Adelheid dagegen wurde Malerin.
Studium
Er widmete sein Leben der venezianischen Malerei. Zunächst studierte und promovierte in Jena. Seine Dissertation über die Darstellung des Heiligen Sebastian in der italienischen Malerei vor 1500 wurde 1906 in Strassburg veröffentlicht. 1909-1910 erhielt er ein einjähriges Stipendium am Kulturhistorischen Institut in Florenz, war dann Assistent im Kupferstichkabinett in Dresden und Bibliothekar der Berliner Museen von 1912-1914. Er leitete dort die Herausgabe des Jahrbuches der
preussischen Kunstsammlungen. Zu Beginn des Jahres 1914 verlässt er den öffentlichen Dienst, um privat zu forschen, vor allem in Venedig. 1914 erscheint der erste Band seiner mit Anmerkungen versehenen Le maraviglie dell’arte, ovvero le vite degli illustri pittori veneti e dello stato, von Carlo Ridolfi (1598-1658) aus dem Jahre 1648. Seine Arbeit wurde durch den Krieg unterbrochen, und der zweite Band erschien erst 1924.
1. Weltkrieg
Detlev von Hadeln war zu Beginn des Krieges Leutnant bei den Pionieren der 1. G.I.D, dann wurde er in dem von Theodor Demmler geleiteten Kunstschutz tätig und war seit 1916 in Saint-Quentin. Er organisierte damals eine Fotoausstellung der ländlichen Architektur Nordfrankreichs und benutzte einen Fotoapparat, mit dem man die Parallaxen der Gebäude korrigieren konnte. Von dieser Ausstellung sind die Kontaktkopien der Negative bei “de Hadeln & Cie” erhalten, sowie ein alter Baedeker Nordfrankreichs mit persönlichen Anmerkungen. Im darauffolgenden Jahr überwachte er das Abmontieren der historischen Glasfenster in der Stiftskirche und deren Lagerung im konfiszierten Kaufhaus “Au Pauvre Diable” in Maubeuge
Auch die die Pastellsammlung wurden dorthin gebracht, vor allem die Werke von Maurice-Quentin De La Tour (1704-1788). Der Transfer dieser Kunstwerke geschah mit grösster Sorgfalt, manchmal sogar per Krankenwagen, und Hadeln versuchte mit aller Anstrengung, die Franzosen von der Notwendigkeit dieses Transfers zu überzeugen, um die Werke vor Bombardements zu retten. Er organisierte in Maubeuge eine Ausstellung, die schon in jeder Hinsicht die Konzeption moderner Museen vorwegnahm, und der Katalog war die Arbeit eines wirklich professionellen Kunsthistorikers. Dies mag für die deutsche Heeresleitung vor allem Propaganda gewesen sein, aber Detlev von Hadeln war ganz offensichtlich nur daran gelegen, eine einzigartige Sammlung zu retten, deren Zugehörigkeit zum französischen Kulturerbe er nie in Frage gestellt hat.
(1) Detlev Freiherr von Hadeln in Uniform um 1900 - (2) etwas phantasievolles Wappen der Hadelns auf einem Bierkrug, den seine Kameraden Detlev von Hadeln am 26. Mai 1898 in Gütersloh schenkten - (3) Marie Adelheid Freiin von Hadeln, Detlevs Schwester
(1) “Zeugnis” für Leutnant von Hadeln von seinen Kameraden, als er die 1. G.I.D. am 15. Mai 1916 in Avricourt verliess - (2 & 3) Eingangsschilder am Museum “Au Pauvre Diable” in Maubeuge (Sammlung Museum Antoine-Lécoyer) - (4) Titelblatt des Ausstellungskatalogs, den Detlev von Hadeln im Auftrag des Armeekommandos verfasst hatte.